«An diesem Ausdruck im Schlaf, es war das Versunken sein und das Vertrauen, hatte ich mich schon früher nicht sattsehen können.» Das ist einer der vielen treffenden Sätze in Kristine Bilkaus «Halbinsel».
Im Zentrum geht es um eine Mutter-Tochter-Beziehung. Annett, 50, Bibliothekarin. Linn, 25, Umweltaktivistin.
Nachdem Linn bei einem provokativ gestalteten Vortrag über die Kehrseiten von Klimazertifikaten und Aufforstungsprogrammen vor einem selbstgefälligen Publikum ohnmächtig geworden ist, sucht sie Zuflucht bei ihrer Mutter, um wieder Halt unter den Füssen zu kriegen.
Linns Ohnmacht ist stellvertretend für ihr Ohnmachtsgefühl dem Klimawandel gegenüber.
Mit grossem Optimismus erzogen, sieht sich Linn mit den Dilemmata der heutigen Zeit konfrontiert. Da ist keine rosige Zukunft mehr vorhanden auch, wenn man durch die rosa Brille blickt.
Linns Sinnkrise löst bei Annett Ängste aus. Sie möchte ihre Tochter glücklich und hoffnungsvoll sehen und nicht erschöpft, apathisch und in sich zurückgezogen.
Doch langsam entspinnt sich zwischen den beiden ein Dialog - bei langen Wanderungen durchs Wattenmeer. Vergangenes wird ans Licht geholt. Das darüber reden, anstelle zu schweigen, entwickelt eine verbindende und heilende Kraft, die Teil der Lösung ist.
Mutter und Tochter nähern sich an, definieren ihr Verhältnis neu und stellen sich den grossen Fragen des Lebens und den Herausforderungen der heutigen Zeit - um endlich mit dem Leben anzufangen.
Ein wunderbares Buch, das ich mit dem Gedanken zuklappe:
Achtsam sein. Prioritäten setzen. Bewusst leben. Denn oftmals ereignen sich «letzte Dinge» ohne das man weiss, es wird das letzte Mal sein.
Kommentar schreiben