Ich sage nur: Lucy Fricke schafft es immer, ihre Themen - egal wie ernst - einem so zu verklickern, dass man Glückshormone ausschüttet. Ihr Humor befreit und rüttelt einem wach.
Ein Mann wird 50 und will nicht feiern. Er hat das Gefühl, im Leben nichts erreicht zu haben. Was NATÜRLICH nicht stimmt! Fricke schreibt ihren Protagonisten aus der Krise - mit viel Situationskomik und überraschenden Wendungen. Da hat der 50-Koller keine Chance!
Einziger Makel: Lucy Frickes Buch endet abrupt. Ich hätte gerne noch einige Seiten länger mit ihren wunderbar aufrichtigen Romanfiguren verbracht.
Zwei Stellen im Buch habe ich mir angestrichen:
" Anne sah ihm lange ins Gesicht, als betrachtete sie jede seiner Falten und die darin eingeschriebene Erschöpfung, bevor sie sagte: Du siehst aus, als hättest du dich mit dem Leben persönlich geprügelt.
Von Anne hatte er gelernt, damals, das Unwahrscheinliche für möglich zu halten. Und noch etwas hatte sie ihm beigebracht, etwas, das er später ebenfalls fast wieder verlernt, zumindest nahezu vergessen hatte: dass das Schlechte Platz machte für das Schöne. Was du erlebt hast, wird immer ein Teil von dir sein, hatte sie ihm erklärt, aber wenn er von nun an so viel Schönes erlebe, wie es ihm nur möglich sei, dann müsse das Dunkle und Schwere in seinem Kopf zusammenrücken, um Platz für die neuen Erinnerungen zu schaffen. Er könne auch eine Therapie beginnen und jahrelang sein Leiden ausbuchstabieren, sie aber würde ihm eher Schönheit verordnen, und zwar in rauen Mengen."
"Als ich fünfzig wurde, meinte Anne plötzlich, habe ich keine Richtung mehr gekannt. Da, wo ich war, wollte ich nicht
bleiben, aber wo ich stattdessen hinwollte, ist mir auch nicht klar gewesen. Alles schien noch einmal möglich zu sein,
gleichzeitig fehlte mir die Energie, auch nur das Kleinste zu ändern. Ein Tiefpunkt, lachte sie, aber zumindest einer mit
Potenzial. Man könne tatsächlich noch einmal etwas beginnen. Sie blickten schweigend aus den Fenstern, sahen nichts als Baustellen und Chaos, und Anne sagte: Rückblickend ist das mit Abstand meine Lieblingskrise gewesen."
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